Alles begann mit einer spontanen Idee und anschliessender Absprache mit Profi-Färberin Christine. Das direkte O.K. vom Vorstand am Frühjahrs-Höck des gleichen Tages war der Startschuss für eine Premiere zu diesem Anlass, der nicht nur traditionelles Arbeiten zum Inhalt hat, sondern auch Potenzial für eine neue Tradition im Verein aufgezeigt hat.
Nach etwas Recherche und vielen Fragen zu Termin, Materialien, Umfang und Ablauf, konnte die Einladung im Wochenfalter bekanntgegeben werden:
„Bunte Eier und Ostern sind seit Jahrhunderten eng miteinander verflochten. Weil die Menschen im Mittelalter während der Fastenzeit nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Eier verzichten mussten, sammelten sich bis zum Osterfest viele Eier an. Die Eier wurden durch Kochen, oft am Karsamstag, dem sogenannten «Färbersamstag», haltbar gemacht. Damit man die „alten“ Eier nach der Fastenzeit nicht mit den frischen verwechseln konnte, wurden sie zusätzlich rot eingefärbt, was direkt auf den auferstandenen Christus und das von ihm vergossene Blut verwies. Eier, die in der Karwoche gelegt wurden, galten als besonders heilig. Am Ostersonntag schließlich durfte man nach 40 Tagen Fasten endlich wieder Eier essen. Die heiligen „Karwochen-Eier“ wurden erst geweiht und dann verschenkt oder zum Frühstück verzehrt. Den um Ostern oft fällig gewordenen Pachtzins entrichteten die Bauern üblicherweise ebenfalls mit den angesammelten Eiern.“
Dieser historische Hinweis auf Karsamstag als Färbetag war zu verlockend, um terminlich weit daneben zu zielen. Also einigten wir uns zwecks Verfügbarkeit der Organisatoren auf den Nachmittag des Karfreitags. Und so wurden einerseits Nylons zerschnitten und Zwiebelschalen gesammelt, als auch Eier gelagert für die über 40 Teilnehmenden aus mindestens 3 Generationen.
Am Freitagmorgen hiess es dann: Haus Heizen und die Räume zum Werken und einen Zvieri vorbereiten, denn das Wetter stand auf „April“ und wir wollten schliesslich auch unser schönes Gerberhaus von Innen zeigen. Hier haben Peter und Alex ruck zuck alles in die Hand genommen und schon waren wir parat.
Als um regnerische 13:45 Uhr die erste Familie bereits eintraf, haben wir kurzerhand den geplanten Start umgestellt und alle Eintreffenden erstmal individuell auf Materialsuche rund ums Haus geschickt. Denn es braucht nicht viel und wir hatten am Morgen schon eine kleine Erkundung vorgenommen, welche Gräser und Blüten dort wachsen. Angelika und ihre Enkelin haben hier erstklassige Einweisungen gemacht und Tipps zu den Pflanzen gegeben.
Sobald sich die Räume mit vorfreudigen grossen und kleinen Gästen gefüllt hatten, wurde erklärt, gezeigt und geholfen, wo gewünscht. Somit waren alle erst einmal beschäftigt, sei es beim Dekorieren, Sud Aufkochen oder Kuchen und Kaffee bereitstellen.









Viele schöne Päckli sind so entstanden, die sich nun – ordentlich nach Besitzer sortiert – zum Kochen angestellt haben. Sogar in diesem Zustand waren bereits tolle Ergebnisse zu erahnen…






Das Kochen und gleichzeitige Färben im Zwiebelschalen-Sud wurde durch Christine erledigt, die über alle 3 Töpfe wachte und mit Unterstützung von Therese dafür sorgte, dass die Eier-Grüppli beisammen blieben. So konnte jedes kleine Kunstwerk wieder in die richtigen Hände übergeben werden. Eine logistische Herausforderung, die dank Bändern und diversen Zeitmessern gemeistert wurde.






Zur Belohnung für das konzentrierte Arbeiten gab es während des Wartens Getränke und ein Zvieri mit feinem Kuchen, Zopf und einer Kiste Äpfeln. Herzlichen Dank nochmals an die vielen spontanen BäckerInnen und die Apfelspende von unseren Vereinsmitgliedern!


Das Warten wurde belohnt: Es durften viele viele tolle Ergebnisse mit Heim genommen werden. Wir hoffen es konnte damit vielen Menschen eine Freude an Ostern bereitet werden. Ein Schmaus fürs Auge war es in jedem Fall – hier nur einige Beispiele der wunderschönen Eier:















Karfreitag 2024 merken wir uns also vor – damit aus der Premiere eine neue Tradition werden kann!
In jedem Fall hatten wir einen sehr schönen Nachmittag und welcher uns Zuversicht gegeben hat, auch andere interessante „Traditionstage“ zu veranstalten. Wir nehmen gerne Anregungen entgegen…natürlich noch lieber direkt mit den entsprechend erfahrenen Menschen dazu – schaut doch mal vorbei, wir freuen uns über Zuwachs in der Gerberhaus-Familie!
Das war offenbar ein super Anlass. Den Bildern nach zu urteilen waren alle glücklich und zufrieden, so dass das Osterfest bei allen schon mal einen guten Start hatte.
Ich gratuliere den Organisatorinnen und Organisatoren dieses Anlasses und ich bin sicher, dass eine zusätzliche Kulturgeschichte-Tradition ihren Anfang genommen hat.
Bravo!
Ottilia Leemann